Samstag, 23. März 2013

Verzicht, na klar! Ehm...und von was leben jetzt nochmal die Menschen in Bangladesch...?


Seit einigen Tagen spukt eine bestimmte Buchpassage immer wieder in meinem Kopf rum. Kein ganz neues Thema, bei Weitem nicht. Eher das deutlich machen einer Haltung, die ich schon länger habe, aber nie so gut auf den Punkt gebracht fand. Jawohl, das stimmt, das kann ich unterschreiben, dachte ich. Dann habe ich mit meinem Mann diskutiert. Und gemerkt, dass die ganze Sache für mich doch nicht so klar ist. Auch meine Internetrecherche hat mich erstmal nicht weiter gebracht. Da man in einem Blog nicht verpflichtet ist, fertige Ergebnisse abzuliefern (wenn dem so wäre, hätte ich sicherlich keinen...), will ich euch einmal mit hinein nehmen in das, was mich grad um meine Seelenruhe bringt.

Folgende Passage hat das ganze Dilemma ausgelöst:


"Damit sind wir freilich an dem Punkt, an dem das Phänomen seltsam wird. Alle Analysen scheinen darauf hinzudeuten, dass wir ein Problem mit dem Zuviel haben: zu viel Energie- und Ressourcenverbrauch, zu viel Umweltverschmutzung, zu viele Wegwerfprodukte. Die logische Konsequenz müsste also in der Abkehr vom Zuviel und damit im Weniger in allen Bereichen liegen. Konkret bedeutet das Verzicht."



Soweit so gut. Wir verbrauchen zu viele Ressourcen, produzieren zuviel Müll und schaden damit der Umwelt und nachkommenden Generationen. Also, weniger konsumieren und wenn, dann am besten biofairtrade oder Second Hand. Und schon haben wir was für den Planeten und die Menschen getan.

Was passiert aber, wenn ein großer Teil der westlichen Bevölkerung zwar fair produzierte Produkte kauft, die beteiligten Unternehmen hierfür pro Stück mehr Geld bekommen um ihre Mitarbeiter fair zu bezahlen, den Konsum aber so drastisch reduziert, dass die Menge an bspw. produzierten T-Shirts aus Indien oder Bangladesch nicht mehr benötigt werden? Verdienen die Unternehmen dort dann noch genug aus fair gehandelten Produkten um alle Mitarbeiter weiter zu beschäftigen und so hohe Löhne zu zahlen, damit diese den eigenen Lebensstandard weiter verbessern zu können? Oder ist deren Situation folglich schlechter als zuvor? Und es geht weiter: Wenn wir, um lange Transportwege zu vermeiden, hauptsächlich Produkte kaufen, die aus Deutschland oder zumindest aus Europa kommen - was machen dann die ganzen Firmen in den "Billiglohnländern" mit ihren Produkten (nicht nur Kleidung, auch Obst, Getreide, ...) und vor allem dem nicht eingenommenen Geld?! 

Kann Verzicht also DIE Lösung sein im Kampf um gerechtere Lebensbedingungen für alle Menschen? Oder ist er gut für die Umwelt, aber schlecht für die Menschen?






Ich habe mittlerweile den dringenden Verdacht, dass unser Wirtschaftssystem solche Entwicklungen einfach nicht vorsieht und demnach auch keine vernünftige Lösung für einen solchen Fall anbieten kann...aber was wäre die Alternative? 

In einem Gespräch, das ich vor einigen Tagen auf google+ geführt habe, meinte mein Gesprächspartner, dass wir letztendlich alle wieder "Handwerker und Bauern" sein würden, wenn wir das mit dem Verzicht ernsthaft und kollektiv durchziehen. Der Lebensstandard würde also nicht für die ärmeren Menschen steigen, sondern für die westliche Gesellschaft sinken. Wir dramatisch, das kann man wohl nicht abschätzen. Ist es vielleicht das, was Thomas Weißenborn meint, wenn er schreibt:


"Wenn die Welt besser werden soll, müssen wir auf Wohlstand verzichten - und damit auf Einkommen, Autos, Urlaubsreisen, große Wohnungen, modische Kleidung, Fertigprodukte, Multimediaentertainment und vieles mehr." (aus: ebd.


Da mich diese Frage im Moment nicht mehr los lässt, werde ich weiter recherchieren, Leute befragen (ein Freund von mir, der sich sehr gut mit Wirtschaft, Konsum, Nachhaltigkeit etc. auskennt, steht definitiv schon auf der Diskussionsliste) - und halte euch auf dem Laufenden über meinen (hoffentlich) fortschreitenden Erkenntnisgewinn. Und ich freue mich zu diesem Post besonders über Kommentare, Fragen, Anregungen ... und auch Recherchehilfe :)


Trotzdem
für eine fairschönerte Welt,

Julia










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